Wolfgang Koeppen 1906 – 1997

Koeppen in Greifswald, 1990er Jahre
Foto: Hans Joachim Dieme, Wolfgang Koeppen 1990 in Greifswald

1906 Am 23. Juni wird Wolfgang Koeppen als uneheliches Kind der Weißnäherin Marie Koeppen und des Augenarztes und Universitätsdozenten Reinhold Halben in der Bahnhofstraße 4 in Greifswald geboren.

1908 – ca. 1912 Nach dem Tod der Großmutter (Emilie Koeppen) zieht Marie mit dem zweijährigen Wolfgang zu ihrer Stiefschwester Olga Koeppen nach Thorn, wo diese als Haushälterin bei Baurat Theodor Wille angestellt ist. Einschulung in Thorn.

1912-1914 Aufenthalt in Ortelsburg.
Bei Kriegsbeginn hastige Flucht zurück nach Greifswald. Am 1. September wird Koeppen in die Klasse VIII b der Bürgerschule Greifswald eingeschult. Zu diesem Zeitpunkt wohnen Marie und Wolfgang in der Gützkower Str. 83.

1914 Nachdem die Russen Ortelsburg verlassen haben, Rückkehr in das Haus von Theodor Wille. Koeppen nutzt ausgiebig die Bibliothek seines Nennonkels Wille. In Ortelsburg besucht er das Realprogymnasium.

1919 Wieder in Greifswald. Wolfgang besucht aus finanziellen Gründen die Mittelschule, die er jedoch ein Jahr später auf eigenen Wunsch vorzeitig verlässt. Ausschlaggebend für diese Entscheidung war zum einen seine persönliche Abneigung gegenüber der Schule und zum anderen die soziale Situation der Familie. Tätigkeit als Laufbursche bei einer Buchhandlung. Gleichzeitig als Volontär am Stadttheater tätig. Wenngleich nicht als Student an der Greifswalder Alma Mater immatrikuliert, besuchte Koeppen Vorlesungen der Germanisten Merker und Stammler.

1920-1922 Koeppen arbeitet als Hilfskoch (Heimathafen Stettin) und als Gelegenheitsarbeiter in Hamburg.

1923 Engagement als Laienschauspieler am Fürstlichen Staatstheater Putbus.

1924 Koeppen nimmt ein Engagement am Wismarer Theater an, kündigt jedoch den Vertrag, als er sich mit Schauspielverpflichtungen konfrontiert sieht. Er geht nach Berlin und versucht in Künstlerkreisen Fuß zu fassen, lebt von ersten Presseaufträgen und arbeitet im Glühlampen-Testsaal der Firma Osram.

1925 Im November stirbt in Greifswald Koeppens Mutter im Alter von 44 Jahren an einem Hirntumor.

1927 Koeppen lernt die Max-Reinhardt-Schülerin Sybille Schloss in Berlin kennen.

1926-1927 Dramaturg und Regieassistent mit Spielverpflichtung am Würzburger Stadttheater.

1927-1930 Koeppen lebt erneut in Berlin und hat Verbindung zum „Dramaturgischen Kollektiv“ von Erwin Piscator. Bekanntschaft mit Ernst Toller, Egon Erwin Kisch, Walter Mehring, Max Tau und Bruno Cassirer.

1930-1933 Herbert Ihering bietet Koeppen eine Stellung als Feuilletonredakteur beim ?Berliner Börsen-Courier“ an – später auch als Ressortleiter. Während dieser Zeit verfasst er mehr als 200 Theater-, Film- und Literaturkritiken sowie Reportagen, Prosaskizzen und Essays.

Januar 1933 Koeppen besucht eine Aufführung von Erika Manns „Pfeffermühle“ in München. Sybille Schloss ist dort als Schauspielerin engagiert. Koeppen schreibt für das Kabarett das Lied „Träumerei“.

Ende 1933 Im Zuge der nationalsozialistischen Machtergreifung muss der „Berliner Börsen-Courier“ schließen.

1934 Frühjahr 1934 reist Koeppen über Zürich nach Venedig, um dort Sybille zu treffen. Die Reise soll ihn zu einem Roman inspirieren, für den ihn der Bruno Cassirer Verlag verpflichtet hat. Im April reist Koeppen zurück nach Berlin, ohne einen Roman und ohne Sybille. Im November 1934 erscheint sein erster Roman Eine unglückliche Liebe im Cassirer Verlag. Wenige Tage später Ausreise nach Holland.

1935 In Den Haag lebt Koeppen bei einer befreundeten Familie. Hier schreibt er auf Drängen seines Lektors Max Tau seinen zweiten Roman Die Mauer schwankt. Der Roman erscheint noch im jüdischen Cassirer Verlag, kann aber nicht mehr vertrieben werden. Der Universitats-Verlag kauft die Restauflage und veröffentlicht den Roman 1939 unter dem Titel Die Pflicht.

1939 Rückkehr nach Berlin. Koeppen beginnt für die Berliner Tobis Filme als Drehbuchautor zu arbeiten.

1943-1945 Als Drehbuchautor für die Münchner Bavaria lebt Koeppen nun in München und in Feldafing bei München. Hier lernt er 1944 seine Frau Marion kennen.

1945 Koeppens Nennonkel Theodor Wille stirbt in Reinfeld bei Holstein. Der Verleger Herbert Kluger bittet Koeppen das Manuskript Jakob Littners zu überarbeiten. Der Roman Jakob Littner. Aufzeichnungen aus einem Erdloch erscheint unter Littners Namen.

1945-1950 Koeppen zieht mit seiner Frau Marion in das Haus seiner Schwiegereltern in München. Das Ehepaar lebt in dieser Zeit vom Antiquitätenhandel. Max Tau bittet Koeppen erneut um ein Manuskript.

1951 Der Roman Tauben im Gras erscheint im Henry Goverts Verlag.

1952 Koeppens Tante Olga stirbt in Reinfeld.

1953 Goverts bringt als zweiten Roman Das Treibhaus heraus.

1954 Abschluss der Romantrilogie bei Goverts mit Der Tod in Rom.

1955-1959 Verschiedene Reisen im Auftrag des Süddeutschen Rundfunks, unter anderem 1955 nach Spanien, 1956 nach Rom, 1957 in die Sowjetunion und nach Warschau, nach Den Haag und London, 1958 in die USA und 1959 nach Frankreich. Der Goverts Verlag veröffentlicht 1958 Nach Rußland und anderswohin sowie 1959 Amerikafahrt.

1960 Wolfgang Koeppen wechselt zum Suhrkamp Verlag.

1961 Koeppen reist nach Griechenland. Reisen nach Frankreich erscheint noch bei Goverts.

1962 Georg-Büchner-Preis.

1967 Immermann-Preis.

1971 Andreas-Gryphius-Preis.

1972 Suhrkamp bringt als ersten Koeppen-Titel Das Romanische Café heraus.

1974 Ernennung zum ersten Stadtschreiber von Bergen-Enkheim.

1976 Jugend erscheint in der Bibliothek Suhrkamp.

1980 Ferry Radax produziert unter Mitarbeit Koeppens den Film „Ich bin gern in Venedig warum“.

1981 Marcel Reich-Ranicki gibt Koeppens gesammelte Rezensionen, Essays und Dichterportraits unter dem Titel Die elenden Skribenten heraus.

1982 Kultureller Ehrenpreis der Stadt München.

1984 Arno-Schmidt-Preis. Koeppens Frau Marion stirbt.

1987 Angst. Erzählende Prosa und Morgenrot erscheinen bei Suhrkamp. Peter Goedel verfilmt Das Treibhaus.

1990 Koeppen erhält die Ehrendoktorwürde der Universität Greifswald. Goedels Film „Es war einmal in Masuren“ hat Premiere.

1991 „Es war einmal in Masuren“ wird bei Suhrkamp als Filmtext publiziert.

1993 „Ich bin gern in Venedig warum“ erscheint bei Suhrkamp.

1994 Koeppen wird Ehrenbürger der Stadt Greifswald.

1996 Am 15. März stirbt Wolfgang Koeppen in München.

1997 Die Universität Greifswald kauft den Nachlass Wolfgang Koeppens vom Suhrkamp Verlag, der als Alleinerbe fungiert, und richtet das Wolfgang-Koeppen-Archiv ein.

2002 Abschluss der Sanierung des Geburtshauses von Wolfgang Koeppen und Einzug des Literaturzentrums Vorpommen und des Archivs.