Koeppentage · Meldungen

Greifswalder Koeppentage 2019

Literaturfestival vom 23.06.–27.06.2019
Der Schriftsteller Wolfgang Koeppen (1906–1996) wurde am 23. Juni 1906 in der Bahnhofstraße 4/5, dem heutigen Koeppenhaus, geboren. Er verbrachte nur wenige aber sehr prägende Jahre seiner Jugend in Greifswald, seit den späten 40er Jahren lebte Koeppen bis zu seinem Tod in München. Wolfgang Koeppen erhält 1990 die Ehrendoktorwürde der Universität Greifswald und wird 1994 Ehrenbürger der Stadt. Die Greifswalder Koeppentage präsentieren rund um seinen Geburtstag eine Veranstaltungsreihe, die Aspekte aus dem Leben und Werk des Autors aufgreift.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Film, So 23.06.2019, 17.15 Uhr und Mo 24.06.2019, 17.15 & 20.15 Uhr, im CineStar, 6 Euro
Germania – Dokumentarfilm über die schlagende Studentenverbindung Corps Germania München

Mitglied im Corps Germania zu sein – für die Burschen ist es gelebte Demokratie und eine Schule fürs Leben. Für Außenstehende ist die schlagende Studentenverbindung ein klaustrophobischer Kosmos mit strengen Regeln, starrer Hierarchie und merkwürdigen Ritualen.
Wonach sehnen sich junge Männer in der digitalisierten, globalisierten Welt? Wie entsteht politische Haltung? Wann trifft man Entscheidungen fürs Leben? Die Filmemacher erkunden, wie sich die jungen Männer zwischen Tradition und Moderne zurechtfinden.
Über mehrere Monate hinweg begleitete der Regisseur die im „Corps Germania München“ organisierten Studenten. Sein kommentarloser Blick ermächtigt das Publikum dazu, das Corpsleben selbst zu beurteilen. programmkino.de
Buch & Regie: Lion Bischof, D 2018, 78 Minuten, FSK 12 J.
In Kooperation mit dem CineStar Greifswald.

Film, Di 25.06.2019, 20.00 Uhr, Eintritt frei
Das Hohe Haus – Roger Willemsen

Videoscreening der szenischen Lesung mit Roger Willemsen, Annette Schiedeck und Jens-Uwe Krause
Roger Willemsen hat ein Buch über den Deutschen Bundestag geschrieben. Keine Analyse politischer Abläufe aus Sicht des externen Experten, sondern eine tagebuchartige Parlamentsreportage aus der Perspektive eines mündigen Bürgers. Ein Jahr lang hat sich Willemsen als Zuhörer auf die Besuchertribüne im Deutschen Bundestag gesetzt und die kleinen Szenen an Nebenschauplätzen, die Debatten und Feierstunden, Situationen der Rührung, der Freude, des Schreckens und des Protests aber auch Situationen, die nicht von den Kameras erfasst wurden, beobachtet und protokolliert. Willemsen machte sich ein Bild über den Bundestag als das Zentrum der Demokratie, das Parlament als den Ort der politischen Debatte. Seine mitunter auch ernüchternden Beobachtungen und parlamentarischen Exkursionen präsentierte Willemsen gemeinsam mit der Schauspielerin Annette Schiedeck und dem Hörfunk-Moderator Jens-Uwe Krause im Nationalratssitzungssaal des österreichischen Parlaments am 29. Oktober 2014 in einer szenischen Lesung in Wien.
Wir schauen uns das youtube-Video der szenischen Lesung an (86 Min).
Roger Willemsen war ein deutscher Publizist und Autor, Fernseh- und Radiomoderator, Filmproduzent, ein warmherziger humorvoller Universalgelehrter und Musikbesessener: kurz – ein außergewöhnlicher Mensch, einer der beliebtesten und bekanntesten Intellektuellen Deutschlands. 2016 ist er viel zu früh im Alter von 60 Jahren verstorben.

Vernissage, Mi 26.06.2019, 19:30 Uhr, Eintritt frei
„Es ist wie in einer Zuchthauszelle …“ – Das Stuttgarter Bunkerhotel als Schreibort
Eröffnung der Ausstellung des Wolfgang-Koeppen-Archivs im „Münchner Zimmer“ in der Galerie im Koeppenhaus.
Thematische Einführung: Prof. Eckhard Schumacher und Andrea Werner (M.A.)

„Ich sitze jetzt unter dem Marktplatz von Stuttgart im Rathausbunker“, schreibt Wolfgang Koeppen am 24. April 1953 an seine Frau Marion. „Der Raum ist wie eine Gefängniszelle gross und Tag und Nacht ohne Licht und mit künstlicher technischer Belüftung.“ In nur drei Monaten verfasst Koeppen den Bonn-Roman Das Treibhaus (1953), der im Kanon der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur einen festen Platz einnimmt. „Oben in Stuttgart ist es schwül. Hier herrscht eine Grabesluft“, bemerkt er in seinem Brief und lässt diese Atmosphäre auch in das Geschehen des Romans einsickern. Die Ausstellung beleuchtet verschiedene Seiten des unterirdischen Schreibortes: Das Bunkerhotel wird nicht nur zum Rückzugsort für Koeppen, der gerne an anderen Orten schreibt, es ist zugleich Erinnerungsort und Gegenort zum geschäftigen Leben oben. Später wird Koeppen sagen: „Das Bunker-Hotel in Stuttgart war übrigens keine schlechte Klausur“.
Eine Ausstellung des Wolfgang-Koeppen-Archivs.

Vortrag, Mi 26.06.2019, 20:00 Uhr, Eintritt frei
Zur politischen Kulturgeschichte von Wolfgang Koeppens Bonn-Roman „Das Treibhaus“ (1953)
Vortrag von Dr. Benedikt Wintgens, Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien e.V. (KGParl), Berlin. Moderation: Andrea Werner

Als kritischer Beobachter des Zeitgeschehens zeichnet Wolfgang Koeppen in seinem zweiten Nachkriegsroman Das Treibhaus das politische Klima der jungen Bundesrepublik nach. Auch wenn Koeppen selbst darauf hinweist, dass das aktuelle Tagesgeschehen nur „einen Katalysator für die Imagination des Verfassers bildet“, stellt der Historiker Dr. Benedikt Wintgens in seinem Vortrag den literarischen Text und seine zeitgenössische Rezeption als durchaus relevante Quellen vor, die die gesellschaftlichen und politischen Diskurse widerspiegeln und den Prozess der Demokratisierung nach der NS-Zeit anschaulich machen.
In Kooperation mit dem Literaturzentrum Vorpommern.

Parellel in der Galerie im Koeppenhaus die Ausstellung:
Wolfgang Koeppen: Im Labyrinth des Schreibens
Die Ausstellung blickt in Koeppens Schreibwerkstatt, dokumentiert seine Schreibqualen und zeigt den vielschichtigen Schriftsteller Wolfgang Koeppen

Film, Do 27.06.2019, 20:00 Uhr, 4 Euro
Aggregat

Aggregat setzt sich zusammen aus Beobachtungen in Redaktionen, auf öffentlichen Plätzen und im Bundestag in Deutschland. Gedreht in einer Zeit des Umbruchs 2016-2017: Flüchtlingskrise und Rechtspopulismus stellen das demokratische System auf die Probe. Drehorte waren Redaktionen, die Bundespressekonferenz und Konferenzräume im Bundestag, aber auch Schrebergärten, Marktplätze und Gaststätten – gezeigt wird der politische und journalistische Alltag hinter den Kulissen in Deutschland: Abgeordnete der SPD üben in einer internen Veranstaltung den Umgang mit rechtspopulistischen Thesen. Journalisten der Bild-Zeitung und der taz diskutieren in Redaktionskonferenzen über Themen des Tages. TV-Redakteure produzieren einen Fernsehbeitrag über die identitäre Bewegung. Eine Menschenmenge ruft: Volksverräter. Lügenpresse.
Der Film ist eine Sammlung aus Bildern, Eindrücken und Bruchstücken der politischen und medialen Gegenwart der deutschen Demokratie. Ohne Kommentar, aber genau beobachtend stehen die Einzelepisoden für sich und sprechen sachlich in diesen aufgeregten digitalen Zeiten.

Dokumentarfilm, D 2018, Regie: Marie Wilke, 92 Minuten